Rees Gwerder

Rees Gwerder (Eigeler, 1911 – 1998) gilt wohl heute als einer der bekanntesten Schwyzerörgeler aus dem Muotathal. Der Bergbauernsohn verbrachte seine Kindheit als ältestes von drei Kindern im Sommer auf der Alp „Eigeli“ Bisisthal und im Winter im Bergheimen seiner Familie im Hürithal. Bis er 34 Jahre alt war, arbeitete er zu Hause auf dem Anwesen seiner Eltern. 1945 heiratete er und zog nach Arth auf den kleinen Landwirtschaftsbetrieb Gängigerberg. Er führte dieses Anwesen mit seiner Familie bis 1974, als er ihn an jüngere Hände übergab. Danach widmete er sich vor allem seinen Auftritten und dem Schwyzerörgeli-Unterricht.

Sein Vater Andreas besass ein sechsbässiges Iten-Örgeli, worauf er einige Tänzli zu spielen wusste. Rees probierte sich auch auf diesem Instrument, obwohl das seinem Vater jedes Mal sehr missfallen war, wie Rees selber einmal erzählt hatte. Erst als er es besser als sein Vater gekonnt habe, sagte der Vater nichts mehr über das Musikinteresse seines Sohnes. Als 15-Jähriger verfügte Rees bereits über ein grosses Repertoire an hauptsächlich zweiteiligen, überlieferten Tänzen.

Die musikalischen Vorbilder vom „Eigeler“ sind in den Muotathaler Örgeli-Pionieren anfangs des zwanzigsten Jahrhunderts zu finden. Dazu gehören Alois Suter „Lisäbethler“, Franz Betschart „Lieneler“ und Melchior Anton Langenegger „Egg-Basch“. Diese Musikanten fanden am Schwyzerörgeli Gefallen, welches Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist. Sie haben die Melodien, die damals gespielt und gesungen wurden, auf dieses neuartige Instrument übertragen. Rees hat diese Tänzli ab Gehör gelernt und mit eigenen Einfällen erweitert.

Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er 1930 am Fasnachtsmontag im Restaurant Alpenrösli Schwyz. Während rund 30 Jahren spielte er hauptsächlich mit Paul Suter „Fruttlers Paul“ aus dem Bisisthal. In dieser Zeit war Rees hauptsächlich in seiner näheren Umgebung musikalisch unterwegs. Beispielsweise spielte seine Formation ab 1939 29 Jahre lang an der Riemenstalder Chilbi im Restaurant Kaiserstock.

Der zürcher Ländlermusiker Thomas Marthaler entdeckte Rees Gwerders Musik und führte den Örgeler in den sechziger Jahren zu Plattenaufnahmen. Dank diesen Schallplatten wurde die „Eigeler“-Musik in der ganzen Schweiz bekannt. Rees kam dadurch zu vielen Engagements ausserhalb des Schwyzer Talkessels, wie zum Beispiel im Restaurant Rietberg Zürich, im Bonanza Luzern oder im Restaurant Sitz Schwellbrunn. Es folgten Auftritte in Deutschland, Frankreich sowie zwei Reisen in die USA.

Im Jahr 1965 fand er in Ludi Hürlimann aus Walchwil seinen bemerkenswertesten Spielpartner. Ludi begleitete Gwerder zu unzähligen Auftritten in der ganzen Schweiz und zu etlichen Tonaufnahmen wie auch Fernsehauftritten. Er verstand es, Rees auf eine ganz spezielle Art zu begleiten. Zu Gwerders weiteren Spielpartnern gehörten Josef Gwerder „Fäzel“, Josef Inderbitzin „Gandli Seebi“, Josef Gisler „Axiger Sepp“, Paul Lüönd „Mosi Pauli“, Seebi Schibig, Seebi Schmidig, Koni Inderbitzin und andere. Als Bassisten wirkten unter anderem Domini Marty (Syti Domini), Peter Ott, Thomas Marthaler, Max Wynistorf, Daniel Lüönd (Mosi Daniel) und Mark Schuler mit.

Durch seine Bekanntheit wurde Rees zum Vorbild für manchen Musikanten. Viele reisten von weit her nach Arth, um im Gängigerberg in den Schwyzerörgeliunterricht zu gehen. Rees, der keine Noten kannte, gab seine Tänze mit Vorzeigen und einer Griffschrift mit Nummern weiter. Zu seinen besten Schülern zählen seine Enkelin Rita Betschart, Röbi Gisler, Aldo Fischlin, Roli Kälin u.a.

Durch den Film „Ur-Musig“ von Cyrill Schläpfer gelang Rees in hohem Alter noch zu weiterer Berühmtheit. Darauf folgten durch Schläpfer ausgeführte Tonaufnahmen bei Rees zu Hause, die auf zwei CD’s erschienen sind. Seinen Lebensabend verbrachte Rees bis 1998 im Altersheim in Arth.

Zum luegä & losä:

Dorfhaldi-Juuz
Bim Bethli im hindere Geissbode